Abteilung für Geschichte der textilen Künste

Siegelhüllen einer Ablassurkunde vom 20. Mai 1333, Leinwand-Schuss-Kompositbindung (taqueté façonné) aus Seide und Metallfäden, St. Gallen, Stiftsarchiv, Signatur: C1A3.

Was macht die Geschichte der textilen Künste?

Textile Artefakte sind bedruckte, bestickte, gestrickte, gewebte oder gewirkte Stoffe aus unterschiedlichen Materialien und Epochen sowie die daraus gefertigten dreidimensionalen Objekte – beispielsweise Hüllen, Kleidungsstücke und Raumausstattungen. In ihrer Vielfalt überschreiten sie nicht selten mediale, geografische und epochale Grenzen und erfordern daher einen interdisziplinären Ansatz in Forschung und Lehre.

Die Geschichte der textilen Künste erforscht die Herstellung, Verwendung, Inszenierung und Zirkulation von Textilien und textilen Objekten in ihren jeweiligen kulturellen Kontexten vom frühen Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Sie thematisiert und reflektiert die Methodik, Theorie und Historiografie der Textilforschung.

Das Studienprogramm

Der international einzigartige Masterprogramm Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Geschichte der textilen Künste am Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern integriert textilhistorische Fragestellungen in die kunsthistorische Ausbildung. Die 2009 von der Abegg-Stiftung und der Universität eingerichtete Abteilung (Abegg-Stiftung-Professur) bietet einen umfassenden Einblick in das interdisziplinäre Feld der Textilforschung.

Die Vermittlung der spezifischen medialen Eigenarten, technischen Bedingungen und gestalterischen Möglichkeiten der textilen Künste charakterisiert die Inhalte des Studienprogramms und macht die Studierenden mit den Methoden der wissenschaftlichen Untersuchung, der technischen Analyse und der kunsthistorischen Diskussion textiler Objekte vertraut.

Der geografische Fokus liegt neben Europa insbesondere auf den Gebieten der islamischen Welt, die als verbindender Raum zwischen Europa und Asien eine besondere Stellung innerhalb der Geschichte der textilen Künste einnimmt. Exkursionen, Museumspraktika und wissenschaftliche Tagungen sind Teil des Studienplans, fördern den Zugang zu aktuellen Forschungsdiskursen und ermöglichen es, praktische Erfahrungen mit der Erhaltung, Präsentation und Vermittlung textiler Artefakte zu sammeln.

Laufende Forschungsprojekte

  • Rhythm of Looms: Making Textiles in the Medieval Islamicate World (Corinne Mühlemann)
  • Transformation of a Textile Art: The Silk Industry of 17th-Century France and Italy (Moïra Dato)

Abgeschlossene Forschungsprojekte

2021-2023
«All the Goods of the Earth: Making and Marketing in the pre-Mongol Islamic Marketplace», Marie Skłodowska Curie Individual Fellowship (118792 EU H20 – 886295), Universität Kopenhagen, Saxo Institut, Centre for Textile Research

2014-2018
«Gold-Seide-Stoffe mit Streifendekor aus Westasien und dem östlichen Mittelmeerraum um 1300», Doc.CH Beitrag, Schweizerischer Nationalfonds, Projektnummer: 155472, Universität Bern, Institut für Kunstgeschichte

Abgeschlossene Masterarbeiten

  • Chantal Hinni, Das Geschlecht der Stickerei. Aspekte weiblicher Handarbeit am Beispiel Johanna Natalie Wintschs (HS 2023)

Dissertationsprojekte (Prof. em. Dr. Birgitt Borkopp-Restle)

  • Dominique Nadine Wyss, Ein Reliquienschatz in der longue durée – eine Untersuchung zur Gestaltungs- und Verehrungspraxis (seit 2022)
  • Lea Rodenberg, Bogenhauser-Thoma – Die Dirndl der Siegerehrungshostessen bei den Olympischen Spielen von 1972 in München und Kiel (seit 2022)
  • Ondřej Slanina, 16th and 17th Century Votive Monstrances in Prague (seit 2021)
  • Barbara Thomas, Taqueté in spätantiker und frühmittelalterlicher Zeit – Untersuchungen zur Geschichte und Technik einer komplexen Gewebeart (seit 2021)
  • Liliane Wiblishauser, Vestimentäre Praktiken am Dresdner Hof (seit 2022)
  • Marlies Aryani Rüegg, Indonesian Kriya Today: Yogyakarta Batik and Ceramics – Reflecting and Negotiating Cultural Identities (abgeschlossen)
  • Myrsini Pichou: Ongoing Wardrobe Collections: Collecting the Taste of the Present? (seit 2020)
  • Davide Trevisan, Liturgical Textiles and Objects at Santa Maria Maggiore in Rome under the Borghese Pontificate (seit 2019)
  • Lea Hunkeler, Wollstickereien mit christlichen Bildprogrammen aus frühneuzeitlichen Interieurs der heutigen Schweiz (seit 2019)
  • Eva Labson, Transitioning Style/Transitioning Understanding: Small scale ornamental woven silks of the Early Modern period (seit 2015)
  • Romina Ebenhöch, Zwischen symbolischer Form und metaphorischem Behältnis. Das miniaturisierte Buch im Schmuck des 15. bis 17. Jahrhunderts (abgeschlossen)
  • Nora Rudolf: Textilsammlungen in Kunstgewerbemuseen: Sammeln, Ausstellen und Bewahren historischer Textilien im 19. Jahrhundert (abgeschlossen)
  • Klara Nemeckova, Trude Petri, Porzellandesign für die Moderne (seit 2015)
  • Anke Weidner: Polsterhandwerk zwischen 1770 und 1830 am Beispiel von Sitzmöbeln im Bestand von Schloss Wörlitz (seit 2014)
  • Daniela C. Maier: Kopien zwischen Kunst und Technik. Galvanoplastische Reproduktionen in Kunstgewerbemuseen des 19. Jahrhunderts (abgeschlossen)
  • Corinne Mühlemann: Gold-Seide-Stoffe mit Streifendekor aus Zentralasien und dem östlichen Mittelmeerraum um 1300. Webtechnik, Inschriften und Funktion im Kontext (abgeschlossen)
  • Jonas Leysieffer: Reputation und Affection. Tapisserien als Teil der politischen Kultur der Frühen Neuzeit. Die Tapisseriesammlung von Albrecht V., Wilhelm V. und Maximilian I. von Bayern (abgeschlossen)
  • Jörg Richter: Reliquienschenkungen und Reliquiare unter Přemysl Otakar II. (abgeschlossen)
  • Nazanin Hedayat Munroe, Interwoven Lovers: Safavid Narrative Silks Depicting Characters from the Khamsa (abgeschlossen)
  • Christoph Messerli: 100 Jahre Berner Keramik. Von der Thuner Majolika bis zum künstlerischen Werk von Margrit Linck-Daepp (1897-1983) (abgeschlossen)

Abgeschlossene Masterarbeiten (Prof. em. Dr. Birgitt Borkopp-Restle)

  • Alina Marie Fischer, «Es ruhen auf ihren Lagern, die recht gewandelt sind». Die protestantischen Bestattungen derer von Stockhausen in Trendelburg vom 16. bis 19. Jahrhundert (FS 2024 – mit Fakultätspreis ausgezeichnet)
  • Dominique Huber, «Fine stitching and piecing» – Ausstellungs- und Konservierungspraxis spätmittelalterlicher Seidensamte in den 1920er und 1930er Jahren (HS 2022)
  • Dominique Nadine Wyss, Auf der Suche nach dem Ursprung – Stich für Stich durch die Josefsgeschichte (HS 2020 – mit Fakultätspreis ausgezeichnet)
  • Marlies Aryani Rüegg, From Desa to Kampus: The Professionalisation of Craftsmanship at the Institut Seni Indonesia Yogyakarta. A Study of the Development from 1949 to 2018 (HS 2019)
  • Lea Constanze Rother, Eine chinesische Interpretation von Perseus befreit Andromeda auf zwei Exportfächern aus dem Deutschen Fächermuseum in Bielefeld (HS 2019)
  • Isabelle Schorer, Die Kunst der Haararbeit – Haarschmuck des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums (HS 2019)
  • Lea Sophie Rodenberg, Das Haus Worth. Innovationen in der Mode in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (HS 2018)
  • Rhiannon Ash, Batiken im Blickwinkel ihrer Herstellungstechnik: Textilien Christian Lebeaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts (FS 2017)
  • Sarah Csernay, Im Kosmos der Kabinette. Eine kunsthistorische Untersuchung von acht Kabinetten aus dem Sammlungsbestand des Schweizerischen Nationalmuseums (FS 2017)
  • Claudia Schmid, Friedrich Fischbach, ein deutscher Musterzeichner des 19. Jahrhunderts (FS 2017)
  • Melina Korner, Helden auf Stahl. Profane Mythologie und die Rüstung als Bedeutungsträger im Kontext europäischer Höfe des 16. Jahrhunderts (FS 2016)
  • Isabelle Berger: Die Wappenverdüren Philipps des Guten und Karls V. im Vergleich (FS 2015)
  • Annina Dosch: Max Fröhlich – Moderne Gestaltung von Schmuck und Gerät (FS 2015)
  • Lea Hunkeler: Stickereien als Schnittstelle zwischen Europa und dem Orient. Die Verwendung von Musterelementen orientalischer Knüpfteppiche in europäischen Stickereien (FS 2015)
  • Henriette Küffer: Antikisierende Motive auf textilen Wandbespannungen und Papiertapeten im ausgehenden 18. Jahrhundert (FS 2015)
  • Jalan Lehmann: Das Tschintamani-Motiv in der Iznik Keramik (FS 2015)
  • Margaux Magnusson: Le «style étrusque» et sa manifestation dans le papier peint. L’exemple de la manufacture Réveillon (FS 2015)
  • Kai-Inga Dost: Sechs Kopien von Fahnen aus dem Bernischen Historischen Museum. Überlegungen zu Fahnenkopien aus dem 15. und 16. Jahrhundert (FS 2014)
  • Nadine Finsterwald: Gewirkte Szenen aus dem Leben des heiligen Bernhard. Eine Untersuchung der zwei Tapisserien aus dem Iparmüvészeti Múzeum in Budapest (FS 2014)
  • Daniela C. Maier: Paris liegt an der Elbe! Voraussetzungen, Kontext und Verortung des Pariser Saales im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (FS 2014)
  • Annette Kniep: Philippe de Lasalle – Ein Lyoner Seidenentwerfer des 18. Jahrhunderts (HS 2013)
  • Corinne Mühlemann: Die Darstellung von textilen Objekten im grossen Šāhnāme – Überlegungen zu ihrer Funktion am Hof der īlḫāniden zwischen 1323–1335 (HS 2013)
  • Ilona Müller: Samt und sonderbar – Überlegungen zum Samtpluviale Inv. Nr. 25 des Bernischen Historischen Museums (HS 2013)
  • Jonas Leysieffer: Mit Tapisserien gesprochen – Höfische Kommunikation auf der Hochzeit von Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg und Magdalena von Bayern 1613 (FS 2013)
  • Andrea Franzen: Männersache – Die Gilets brodés des Bernischen Historischen Museums aus dem 18. Jahrhundert (FS 2012)
  • Alessa Panayiotou: Demonstration von Diversität und Synchronität: Die gedruckten Kostümbücher des 16. Jahrhunderts als Instrumente zur Selbstkategorisierung und Selbstidentifizierung am Beispiel der Habiti des Cesare Vecellio (HS 2010)